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Zwangsräumung einer arbeitslosen Mieterin verhindert
Wie Anarchosyndikalist/innen der ZSP-IAA aus Polen berichten, hat am 30. April 2014 die „Kampagne für die Verteidigung von Mieter/innen“ (KOL) mit einer Wohnungsblockade die Zwangsräumung der arbeitslosen Mieterin Kinga verhindert. Vor Gericht hattte Kinga eine Klage gegen den Räumungstitel verloren, da ihre Mutter als Mieterin ausgezogen war und Kinga nie einen eigenen Vertrag bekommen hatte.
Diese Nachlassigkeit der Wohungsbehörde hatte nun die Entscheidung zur Vertreibung von Kinga aus ihrer Wohnung zur Folge. Sie hatte bereits bei den Protesten von Betreuer/innen von Behinderten vor dem Parlament teilgenommen und deswegen haben ihr nun viele Leute auch geholfen.
Anwesend waren ungefahr 60 Leute, die Treppen wurden blockiert und der Gerichtsvollzieher wurde nicht reingelassen. Trotz Polizeischutz haben die Vollzugsbeamt/innen sich entschieden die Räumung nicht mit Gewalt durchzusetzen, sondern um ein halbes Jahr zu verschieben. Das lässt noch Zeit, um zu weitere Schritte dagegen einzuleiten.
Bemerkenswert war, dass viele Mieter/innen, die in der Vergangenheit zwangsgeräumt wurden, an der Aktion teilgenommen haben. Mit dabei war auch Mirek, der während seines Aufenthalts im Krankenhaus aus seiner Wohnung geräumt worden war. Er hat danach durch die Hilfe von der Kampagne gegen Zwangsräumungen (KOL) eine andere Wohnung erhalten. Die Mieter/innen waren sehr enthusiastisch und begeistert, dass die Aktion tatsächlich geklappt hat.
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PROTEST gegen Räumungen in Polen
INFORMATIONSVERANSTALTUNG und PROTEST gegen Räumungen in Polen organisiert von MitgleiderInnen des MieterInnen Verteidigungs Komitees vor dem Polnischen Institut Burgstrasse 27, Berlin Freitag 24.08 17:30
Dringender Solidaritätsaufruf wegen Opfer von Wohnungsräumung
Wir rufen zur Unterstützung unserer Freundin auf, die von der herzlosen Polizei dieses Staates obdachlos gemacht wurde und sich heute in einer tragischen Situation befindet.
Ewa wurde gewaltsam aus ihrer Wohnung geräumt und ein paar Tage später, immer noch überwältigt von dem Schock, überrollte sie ein Lastwagen, so dass ihr ein Bein amputiert werden musste. Jetzt ist sie ohne Dach über dem Kopf und wird sich lange Zeit nicht selbst helfen können. Ewa hat wenig Einkommen; es ist schwierig für alte Leute in Polen Arbeit zu finden und sie hatte nur eine Teilzeitstelle als Tellerwäscherin. Die Restaurants meiden Festanstellungen, um keine Zusatzleistungen zahlen müssen.
Ewa lebte in einer staatseigenen Wohnung.Leute wie sie sind in einer prekären Situation. Verschlimmert wird die Lage durch Grundstücksspekulation. MieterInnen mit niedriger Rente werden schlecht behandelt, als wären sie Hindernisse. Die staatlichen Eigentümer WAM entschieden Ewa aus der Wohnung zu schmeißen, wobei sie verschoben, dass der Mietvertrag zwischen ihnen und Ewas verstorbenen Mann besteht und nicht mit ihr. Wie tausende andere Menschen hat sie einfach weiter in der Wohnung gelebt und ihre Miete bezahlt. Doch WAM lässt ganz routiniert räumen, wie viele aktuelle Fälle beweisen. Offizielle der Stadt entschieden über die gewaltsame Räumen von Ewa im August. Es war eine inszenierte Show, um gegenüber den MieterInnen Stärke zu demonstrieren.
Obwohl Ewa nur ein sehr niedriges Einkommen hat, das sie für eine Sozialwohnung qualifiziert, hat sich die Stadt dagegen entschieden. Der Grund, so wurde ihr mitgeteilt, sei die Tatsache, dass sie nicht obdachlos sei. Doch die Stadt wusste, dass sie geräumt werden wird und entsandte dann Polizeikräfte um Störungen durch Anti-Räumungs-Aktivisten zu verhindern. Offenbar vertritt die Stadt die Auffassung, dass die Menschen erst obdachlos werden müssen, bevor sie in eine Sozialwohnung dürfen. Über ein paar Monate auf der Straße sollte man sich keine Sorgen machen.
Im Oktober konnte eine Räumung von Ewas Wohnung erfolgreich verhindert werden. Doch die zweite Räumung endete mit Ewas Obdachlosigkeit. Dieses Mal war ein Polizeistaffel und Sonderkräfte vor Ort. Ewa verlor das Bewusstsein während der Räumung und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Von der Stadt half ihr niemand, man warf sie einfach auf die Straße.
Einige Tage später, noch immer unter Schock und auf der Suche nach einer Unterkunft, überfuhr sie ein Laster. Sie wurde schwer verwundet und bekam ein Bein amputiert. Jetzt ist sie nicht nur obdachlos, sondern auch noch mit einer Behinderung konfrontiert.
Das Komitee zur Verteidigung von MieterInnen (Warschau) sammelt Geld für einen Rollstuhl, eine Prothese und eine Unterkunft.
Bitte spendet wenn ihr könnt. Betreff: “Für Ewa”
Bankdaten:
Jakub Gawlikowski
(PL) 05 1140 2004 0000 3702 4238 2269
BRE Bank S.A. Retail Banking, al. Mickiewicza 10, 90-050 Łódź
BIC/SWIFT: BREXPLPWMUL
SORT CODE: 11402004
Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/65584
1 komentarz na temat Dringender Solidaritätsaufruf wegen Opfer von Wohnungsräumung
[Warschau] Hinter der glänzenden Fassade der EM
Während der ersten Tage der Europameisterschaft organisierten wir Führungen für Gäste und StadtbewohnerInnen durch den Warschauer Stadtteil Praga, um ihnen einige historisch interessante Orte zu zeigen und ihnen die Realität über die Wohnungssituation in Warschau zu verdeutlichen. Unsere Intention war es den Leuten die Wirklichkeit hinter der glänzenden Fassade des neuen Nationalstadions vorzuführen.
Dutzende Menschen kamen am Wochenende zu den Touren, die in vier Sprachen abgehalten wurden. Überraschenderweise interessierten sich besonders WarschauerInnen für die Führungen. Einige kamen sogar mehrere Male und baten uns die Touren auf andere Stadtteile auszuweiten. Es kamen auch PressevertreterInnen und die größte Tageszeitung von Warschau brachte es Montags sogar auf dem Titelblatt, mit einem Kommentar des Autors, der sich sehr schockiert zeigte über das was er zu sehen bekam.
Neben scheußlichen Wohnungsbedingungen ist die Vernachlässigung kultureller, religiöser, historischer und architektonischer Sehenswürdigkeiten erkennbar. Das geht seit Jahrzehnten so. Unter den ersten Anlaufpunkten unserer Tour war eine Stelle an der einmal eine Synagoge stand, die den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Sie wurde erst im Jahr 1961 eingerissen, obwohl sie in einem hervorragenden Zustand war. Wir zeigten den Menschen einige historische Photographien davon. Dieser Ort, einer der wenigen wichtigen mit dem Judentum verknüpften Orte in der Nachbarschaft, war den Erhalt scheinbar einfach nicht wert. Heute passiert das gleiche. Wir besuchten historische Gebäude, die einst als Sehenswürdigkeiten registriert waren, die dann aber für Stadtplaner wieder deregistriert wurden, wie die alte Schlächterei, die vor weniger als einem Monat abgerissen wurde.
Ein weiterer Skandal bei unserer Führung war die Anwesenheit einer Sprecherin der Stadt, die in einer verelendeten Straße auf einmal begann die TeilnehmerInnen als Nichtsnutze zu beschimpfen und forderte die ganze Gegend dem Boden gleich zu machen. Das ist genau das Verhalten der lokalen politischen Elite und es löste Wut bei den TeilnehmerInnen aus. Während der Tour kommentierten Mitglieder des MieterInnen-Verteidigungs-Komitees die Lage und erklärten wofür die Gelder der Stadt ausgegeben werden. So sind uns beispielsweise einige der Investitionen bekannt, wie die Renovierung einer Fassende der Feuerwehr für 3,1 Millionen Zloty. Dabei geht es nur um die Reparatur der Fassade. Wir zeigten auf, dass die Instandsetzung eines bewohnten Hauses nicht mehr als 3 Millionen Zloty kostet und die Kosten für den Neubau eines Hauses für 69 Familien sich auf ungefähr 15 Millionen Zloty belaufen. Außerdem verwiesen wir auf die Ausgaben für unnötige Busunterkünfte, neue Fassaden oder Banner für die Europameisterschaft – während woanders die Häuser in sich zusammen brechen. Wir zeigten ebenso Gebäude, die von der Stadt zu einem inflationären Preis aufgekauft wurden und zeigten wie die Stadt einzigartige architektonische Bauwerke großen Wertes entkernt. Dazu sagte die Sprecherin der Stadt kein Wort.
Quelle mit unzähligen Bildern: Social Warsaw Blog
Siehe auch: Wohnungen statt Spiele auf www.fau.org
https://linksunten.indymedia.org/de/node/62536
Die Verlierer des polnischen Wunders
Das EM-Gastgeberland Polen boomt dank eines rigorosen Modernisierungskurses. Doch der Aufschwung fordert Opfer. Viele Menschen fühlen sich im Stich gelassen, alte Leute klagen über niedrige Renten, steigende Mieten machen das Leben teuer. Die Wut wächst. Die Verlierer des polnischen Wunders – czytaj dalej …
Mietstreik in Warschau Aktivierung und Organisation im Kontext sozialer Atomisierung
Der Mietstreik in Warschau läuft seit dem 1. Oktober. Obwohl die Gründe dafür bis zu einer Viertelmillion Menschen in der Hauptstadt Polens betreffen, ist die Anzahl der sich beteiligenden MieterInnen bislang nicht signifikant. Das Fehlen einer diesbezüglichen Tradition und die Atomisierung der Gesellschaft sind hierfür ausschlaggebend â typische Phänomene in den ehemaligen Staaten des sowjetischen Blocks. Auäerdem gibt es nur eine geringe Anzahl an Basisbewegungen in Polen und die Linke schätzt radikale Aktionen jenseits reformistischen und parteipolitischen Engagements nur äußerst gering.[1]
Mietstreik in Warschau Aktivierung und Organisation im Kontext sozialer Atomisierung – czytaj dalej …
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